In einem neuerlichen Anlauf zur Novellierung des Jugendmedienstaatsvertrages (Positionspapier [PDF]) kann der Medienpolitische Expertenkreis der CDU Deutschland mit einem Vorschlag aufwarten, der in punkto Absurdität sicherlich seinesgleichen sucht: Neben den Kennzeichnungen für die Altersstufen 6, 12, 16 und 18 soll es eine weitere Kennzeichnung für Blogs geben – das “B”.
Dieser Vorschlag kann nur von Politikern kommen, die in tagelangen Gremiumssitzungen mal wieder komplett den Bezug zur Realität verloren haben. Und grundsätzlich regt mich diese Anekdote auch zum Schmunzeln an. Allerdings gibt es zwei Punkte, die mir doch übel aufstoßen:
[…] und ein System der regulierten Selbstregulierung auch für diese Mediengattung einzuführen.
“Regulierte Selbstregulierung” – das dürfte wohl die paternalistische Herangehensweise an die Thematik sein. Allerdings sehr wohlwollend – natürlich kriegen “die Blogger” so etwas wie Selbstregulierung nicht hin. Trotzdem dürfen sie sich ein bißchen ausprobieren. Weil sie das mögen. Vater Staat korrigiert hinterher nochmal kräftig nach eigenem Gutdünken. …das ist der blanke Hohn.
In Zukunft sollten die Blogger dann eigenverantwortlich die Reputation der Kennzeichnung “B” hochhalten, indem sich die Szene selbst reguliert, z. B. durch das Instrument des “Crowd-Sourcing”.
Was hier in meinen Augen implizit zum Ausdruck kommt, ist, dass Inhalte ab 18 minderwertiger Qualität sind. So etwas unverblümt zu behaupten ist hochgradig ignorant und unverschämt. Und wie die Regulierung der Selbstregulierung durch die sog. “Szene” ausfallen dürfte, kann sich jeder vorstellen. Ich vermute allerdings, dass die Verantwortlichen für derlei Details kein Auge hatten im Freudentaumel über das gelungene Buzzwording (siehe “Crowd-Sourcing”).
Alles in allem frage ich mich mal wieder, warum die Herrschaften Politiker nicht mal fünf Minuten Pause machen und an die frische Luft gehen können, anstatt sich während endloser Sitzungen in hirnlose Abstrusitäten zu verrennen?!
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